dig.bvb (12) dig.love (8) dig.mix (149) dig.poesie (13) dig.vid (85)



26 September 2007

YOUR EX-LOVER IS DEAD

19 September 2007

Endlich wieder seltsam sein (noch mehr als sonst)

Vor vielen Jahren ereignete sich (sinngemäß) folgendes Gespräch beim Jazz-Festival in Moers an einem Verkaufsstand:

"Was is das denn?" "Na, Duftkissen." "Und was soll das?" "Riecht gut. Was Du sonst noch damit machst, ist Deine Sache." "Äh, ja wie jetzt?"

Sowas darf mittlerweile nicht mehr verkauft werden, trotzdem gelten für diese Zusammenstellung ähnliche Bedingungen:
Klingt durchgeknallt. Was ihr damit macht, ist eure Sache.


Seltsam... verspult - Teil 1 (ca. 59 MB)

Seltsam... verspult - Teil 2 (ca. 60 MB)



Video diesmal: Veränderte Wahrnehmungsformen

15 September 2007


Aus der TAZ: Zum Tod von St. Thomas (von Klaus Raab)

Der norwegische Songwriter Thomas Hansen wurde als St. Thomas bekannt. Im Alter von 31 Jahren wurde er tot in seiner Wohnung gefunden.

Er selbst hat von sich zuletzt behauptet, es gäbe nur einen einzigen wie ihn: "There's Only One of Me", sang Thomas Hansen auf seinem gleichnamigen Album. Und man kann natürlich sagen: Okay, das war ein Songtext, keine autobiographische Äußerung. Aber man kann auch sagen: Welche andere Zeile hätte besser zu ihm gepasst als diese?

Thomas Hansen, der sich als Musiker St. Thomas nannte, wurde Arroganz nachgesagt und Verblendung. Er hielt sich zweifellos für einen der größeren Songwriter des 21. Jahrhunderts. Manchmal brach er Konzerte ab, weil er es nicht ertrug, wenn der Applaus nicht exakt die richtige Lautstärke hatte. Manchmal rotzte er Konzerte betrunken herunter und fiel von der Bühne. Manchmal wandte er seinem Publikum den Rücken zu, und man musste das als abfällige Geste verstehen. Er behauptete, besser zu rappen als Eminem, und er drohte seinem Plattenfirmenboss Prügel an. Nicht nur wegen seiner verstrubbelten Frisur kann man also von ihm sagen, dass er auf Krawall gebürstet war. Aus Thomas Hansen schrie es: Dann rettet doch den Regenwald, aber mich könnt ihr mal. Es schrie, ohne dass er das je so ausgesprochen hätte: "Freunde, ich bin unterschätzt." Und damit hatte St. Thomas Recht.

Der Norweger hatte sich in den letzten sieben Jahren als einer der größten Sachverständigen für die Komposition kleiner Songperlen etabliert. Es mutet eigenartig an, ihn in einem Atemzug mit Will Oldham oder Elliott Smith zu nennen, die er selbst seine Vorbilder nannte. Aber im Grunde war es angemessen. Als mit Herman Düne, Devendra Banhart, den Turin Brakes, den Kings of Convenience und der gesamten "New Acoustic"-Bewegung vor einigen Jahren das Songwriting wieder einmal stärker in die Popmusik zurückkehrte, war St. Thomas einer der Protagonisten: Er, ein ehemaliger Postbote, der vor gerade einmal zehn Jahren erstmals eine Gitarre in die Hand genommen hatte, schloss zur ersten Riege der Singer/Songwriter auf.

Dass er enorm an Neil Young erinnerte, wurde bald schon überall zitiert. Auf dem Album "Let's Grow Together", einem seiner besten, fasste St. Thomas das Dasein eines Singer/Songwriters in "Daily Song" so zusammen: "So I wake up, play some chords and find a tune to sing on top." So kam es wohl, dass er mit einer fast an Bob Dylan gemahnenden Veröffentlichungsfrequenz einen Dreieinhalb-Minuten-Song nach dem anderen herausschoss: sieben Alben, mehrere EPs und einige Live-Veröffentlichungen in sieben Karrierejahren.

Viele seiner Songs - von seinem frühesten kleinen Hit "Cornerman" bis zum letztveröffentlichten Song "Movie Star" - hatten im Grunde alles, was eine Kirchentagshymne braucht. Nur arrangierte sie Hansen geschickt um seine Lagerfeuerattitüde und Spinnereien herum, die darin gipfelten, dass er in Kopfstimme ein fröhliches "lalala" einwarf, wo man ein wenig Tränendrüse erwartet hätte. Es fehlte jeder Gitarrenriffterrorismus bei St. Thomas, jede überzuckerte Geste. Er ersetzte das Schmalztriefende, das andere auszeichnete, durch LoFi und Weltfrieden-Singsang durch Zynismus und Slackertum.

Es ist daher eigentlich eine Unverschämtheit, dass St. Thomas trotz seines großen Talents, seiner grandiosen Melodien und Texte und seiner Entertainerfähigkeiten nie wahnsinnig berühmt geworden ist. In Norwegen, seiner Heimat, war er ein Star. Die norwegischen Zeitungen waren voll mit Meldungen über ihn. Selbst wenn er sich nur einen alten Volvo kaufte, stand das in der Presse. In Deutschland und dem Rest der Welt wurde er dagegen nur von einer kleinen Szene, dafür aber umso höher verehrt. Hansen sang nicht nur skeptisch über die Verheißungen des Starseins - "Be cool, be nice / get sponsored by Levi's" -, sondern verhielt sich auch entsprechend. Und es gibt nun Menschen, die glauben, er habe diese Kombination von Berühmtheit und Unterschätztsein nicht verkraftet und sei daran zugrunde gegangen. Am 10. September jedenfalls ist Thomas Hansen tot in seiner Wohnung in Oslo gefunden worden. Er wurde nur 31 Jahre alt.

Am 15. April 2006 hatte Thomas Hansen in seinem Myspace-Blog bekannt: "I am addicted to a medicine type called Benzodiazephines, such as Xanor and Valium, Oxazepam, Diazepam, Alprazolam. So fuck those internet companies that offer 'Valium vouchers' through random e-mails, fuck them for making money of the weak with social anxiety." Daraufhin checkte er in einer Entzugsklinik ein. Nach seiner Genesung ging er auf Tour, trank dabei auf der Bühne wie eh und je, wirkte wie ein Mensch gewordener Bad hair day. Schlecht gelaunt, verzweifelt, irgendwann zynisch und dabei unglaublich komisch. Seine Ansagen spickte er selbstironisch mit Anekdoten über das Musikerdasein, den Geruch im Tourbus oder Geschichten aus der Entzugsklinik - "Ich hatte ein schönes Einzelzimmer", sagte er. Dann trank er noch einen Schluck, rauchte noch eine Zigarette, sang noch einen Song, und dann ging er an die Bar, wo er hingehörte. Ein halbes Dutzend Mal hatte er zuvor, von der Bühne aus, ins Publikum gefragt: "Irgendwelche Fragen?" Doch es fragte niemand, die Zuhörer waren zu sehr mit Kichern beschäftigt. Vielleicht hätte es Fragen gegeben, wenn seine Fans gewusst hätten, dass es sich um eines seiner letzten Konzerte handelt.

14 September 2007

R.I.P. SAINT THOMAS (1976-2007).

01 September 2007

Tracks To Get By

Melodien sind jetzt angesagt? Auf den Zug spring ich doch auf. Zumal dies eine gute Chance ist, meine "Lee Hazlewood"-Huldigung unters Volk zu bringen. R.I.P. Bei der Gelegenheit seien auch Ingmar Bergmann und Michelangelo Antonioni erwähnt. Wieso sterben diese alten Ikonen eigentlich immer gleich rudelweise? Egal. Der Ansatz war, dem Sinatra/Hazlewood-Sond möglichst treu zu bleiben und dabei weitestgehend auf 007-Soundtracks zu verzichten, was natürlich beides nicht ganz geklappt hat. Es zieht sich allerdings schon eine gewisse Grundstimmung durch die gesammte Zusammenstellung. Und der einzige Bond-Song beinhaltet sogar Aussagen von geradezu poetischer Tiefe: "You only live twice - one live for yourself and one for your dreams." Hatte ich für meinen Teil bisher während des Films vor lauter hübschen Frauen und Explosionen gar nicht registriert. Wieder was gelernt. Toll.


Tracks To Get By (ca. 95 MB)


Videos, na klar: Original und Fälschung